Pensionsantritt für Maschinen?
Die Herstellung neuer Maschinen verbraucht Energie und Ressourcen – und gerade bei Großanlagen mit geringer Laufzeit pro Jahr sowie bei Nischenanwendungen sollte jede umfassende Neukonstruktion einer Sondermaschine hinsichtlich Funktion und Verfügbarkeit wohl überlegt sein. Ein Retrofit für eine bewährte alte Maschine ist immer eine attraktive Form der Nachhaltigkeit.
Der technische Fortschritt im Maschinenbau über die letzten Jahrzehnte zeigt sich dem interessierten Beobachter insbesondere anhand der Automatisierung der Bewegungen und der Bauteilgestaltung durch Einfließen präziser Berechnungs- und neuer Fertigungsverfahren. Nicht immer so offensichtlich zeigen sich die Fortschritte in der Sicherheit für Menschen im Umfeld einer Maschine.
Maschinen ermöglichen großartige Leistungen, …
Maschinen können im Vergleich zu uns Menschen hohe Kräfte, ungeheure Ausdauer, atemberaubende Geschwindigkeiten und noch vieles mehr bereitstellen, um ihre Aufgaben zu erfüllen. Diese Aufgaben wären uns Menschen Arbeiten zu erleichtern, ganz abzunehmen oder überhaupt erst zu ermöglichen.
Dem entsprechend hoch ist aber auch die Gefahr von Maschinen ernsthaft verletzt zu werden. Um dem vorzubeugen gibt es sowohl für das Inverkehrbringen von Maschinen – einfacher gesagt: für Hersteller, welche Maschinen produzieren – als auch für bestehende Anlagen gesetzliche Mindestanforderungen hinsichtlich Sicherheit.
… nehmen aber nur auf den Menschen Rücksicht, wenn man sie dafür auslegt.
Eine besondere Herausforderung stellt dabei immer wieder die Absicherung von bestehenden Anlagen dar. Einige von ihnen hätten das menschliche Pensionsalter schon weit überschritten, leisten ihrem Betreiber aber nach wie vor wertvolle Dienste. Trifft man im Zuge einer Risikobeurteilung auf solche Maschinen erwecken diese durchaus Ehrfurcht und erlauben einen kurzen technisch-philosophischen Exkurs in technische Möglichkeiten und oft geniale Gedankengänge des Konstrukteurs zur Zeit der Entstehung der ursprünglichen Maschine. Wieder fokussiert auf die Risikobeurteilung zeigen sich unzählige freiliegende Gefahrenstellen wie offene Zahnradgetriebe, riesige Speichenräder, Walzen und Fahrwerke => ein unüberlegter Handgriff oder Schritt des Bedieners könnte zu schlimmen Verletzungen führen. Die Gefahren liegen dem Bediener zwar offensichtlich vor, jedoch würde eine kleine Unachtsamkeit, Ablenkung oder auch eine unvorhergesehene Maschinenstörung ausreichen, um solche schwerwiegenden Folgen zu verursachen – vor vielen Jahren war das leider Alltag in der Industrie.
Die Herausforderung bei der Nachrüstung solcher Maschinen ist vor allem jene, dass Wartungsarbeiten und Störungsbehebung trotz Absicherung der Gefahrenstellen möglichst einfach und vor allem sicher durchgeführt werden können. Alte Maschinen sind in der Regel wartungsintensiver und leider passieren viele schwere Unfälle gerade bei diesen Arbeiten.
Erfolgreiches Retrofit braucht mehr als die Betrachtung des Normalbetriebs
Sicherheitstechnische Nachrüstungen reichen von Abdeckungen und Absturzsicherungen bis hin zum umfassenden Retrofit der Anlage, welcher moderne Steuerungen und Antriebe in eine vorhandene robuste Maschinenbasis einbindet. In jedem Fall erfordert die Planung eines Retrofit ein intensives Auseinandersetzen mit Funktion, Auslegung, Festigkeit, Steifigkeit, Standsicherheit und Wartungsbedarf der Altmaschine, sowie Möglichkeiten und Potential neuer Maschinenelemente. Selbst wenn mit umfassender Nachrüstung nicht ganz das Sicherheitslevel gut konstruierter moderner Maschinen erreicht wird – das kann an dieser Stelle leider nicht auf alle neueren Maschinen verallgemeinert werden – so werden auch sehr alte Maschinen wieder zeitgemäß sicher, effizienter und fit für die nächsten 50 Jahre … in diesem Sinn eine spannende Form von Nachhaltigkeit.